19.01.2022 -
Prof. Dr. Jens Reimer ist neuer Chefarzt im Zentrum für Psychosoziale Medizin.
Prof. Dr. Jens Reimer übernimmt Leitung im Zentrum für Psychosoziale Medizin Als das Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM) am Klinikum Itzehoe noch ein Rohbau war, kam er zu Besuch: Prof. Dr. Jens Reimer informierte sich vor Ort über das innovative Konzept, das keine klassischen Stationen mehr vorsieht, sondern sich mit seinen Behandlungsformen konsequent an dem orientiert, was die Patienten brauchen. „Das fand ich interessant“, sagt Reimer. Damals ahnte er nicht, dass er bald als Chef in das Gebäude zurückkehren würde, um das Konzept weiterzuentwickeln: Der 52-Jährige hat jetzt die Nachfolge von Prof. Dr. Arno Deister angetreten, der Ende 2021 als Chefarzt in den Ruhestand verabschiedet wurde. Reimer wurde in Gelsenkirchen geboren, hat aber in seiner Kindheit viel Zeit bei seinen Großeltern in Wahlstedt verbracht. „Der Bezug zu Schleswig-Holstein war immer da“, sagt er. Nach dem Medizinstudium an der Universität Essen folgten Arbeitsaufenthalte unter anderem in einem Indianerreservat, in Zimbabwe, in der Türkei und der Karibik. An der Universität Essen war er im Bereich Innere Medizin tätig, an der Ruhr-Universität Bochum absolvierte er seine neurologische Ausbildung. Seit 2001 arbeitete Prof. Reimer am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Dort machte er seine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und hatte seit 2006 verschiedene Leitungspositionen inne. Zugleich war er von 2016 bis 2020 als Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Psychosoziale Medizin bei der Gesundheit Nord in Bremen tätig. Ein gesundheitsökonomisches Studium rundet sein berufliches Profil ab. Für seine Arbeit im ZPM hat sich Prof. Dr. Jens Reimer als ein Ziel gesetzt, niedrigschwellige Möglichkeiten zu schaffen, um die psychische Gesundheit der Menschen zu verbessern. „Um Betroffene früher zu erreichen, muss man Möglichkeiten schaffen, mit diesem Thema an Stellen in Kontakt zu kommen, wo man es nicht unbedingt erwartet, zum Beispiel im Sportverein oder bei der Feuerwehr“, sagt er. Es müsse einerseits professionelle Angebote geben, gleichzeitig sei es aber auch wichtig, dass jeder Einzelne helfen kann: „So, wie man beim Führerschein lernt, am Unfallort Erste Hilfe zu leisten, müsste auch jeder lernen, wie man Erste Hilfe leisten kann, wenn jemand psychisch in Not ist.“ In angelsächsischen Ländern gebe es bereits erste Konzepte dazu, in Deutschland stehe man noch am Anfang. Jeder sei zum Gedanken-Austausch darüber aufgefordert und könne sich mit Ideen an ihn wenden oder ihn einladen. Diese Offenheit ist ihm wichtig, der menschlich zugewandte Kontakt sei Grundlage all seines Arbeitens, betont der Chefarzt. „Ich sitze nicht in meinem Büro und warte, sondern ich möchte Integration und Austausch leben.“ Das Miteinander steht auch in anderer Hinsicht ganz oben: Es sei bekannt, dass bei schwer psychisch Kranken oft auch körperliche Erkrankungen schlechter behandelt würden, weiß Reimer. Um dies zu verbessern, sei ihm eine enge Zusammenarbeit mit den Hausärzten und auch mit den anderen Bereichen innerhalb des Klinikums wichtig. Umso mehr freut es ihn, dass er den Umgang im Klinikum Itzehoe als sehr familiär erlebt. „Es war ein sehr offener und freundlicher Empfang.“ Prof. Dr. Jens Reimer ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von elf, 15 und 18 Jahren. Zwei Kaninchen machen die Familie komplett. In seiner Freizeit fährt er gerne Fahrrad und spielt Fußball. Auf Fan-Ebene habe er in diesem Bereich dagegen etwas Pech, gibt er lachend zu: Beide Vereine, für die regional geprägt sein Herz schlägt – nämlich HSV und Schalke – waren zuletzt nicht gerade erfolgsverwöhnt.